United Tribuns Prozess in Osnabrück

Prozess
Am zweiten Verhandlungstag gegen sechs mutmaßliche ehemalige Mitglieder der Rockerähnlichen Gruppierung United Tribuns Osnabrück vor dem Landgericht hat der im April 2015 verprügelte Emir T. ausgesagt. Allerdings hat dieser erhebliche Erinnerungslücken.

Drei Zeugen waren am Dienstag geladen, die zu dem Vorfall im April 2015 aussagen sollten. Damals war der Zeuge und Geschädigte Emir T. in ein Bordell gegangen und konnte nicht zahlen. Daraufhin wurde er von mehreren Männern mit einem Schlagstock, Tritten und Schlägen malträtiert und erpresst. T. erlitt eine Platzwunde am Kopf und einen Nasenbeinbruch. Angeklagt sind in diesem Fall Servet U. und Asen A. wegen schwerer räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und erpresserischen Menschenraubs.

Opfer erinnert sich an fast nichts
An die Geschehnisse könne sich der 31-Jährige kaum noch erinnern, sagte er aus. Im Bordell sei er betrunken und auf Kokain gewesen. Er erinnere sich daran, dass er eine Stange auf den Kopf bekommen habe. Von wem, wisse er nicht – auch nicht, wer die anderen Männer waren. Ein Mann habe eine Pistole durchgeladen. Er wisse zudem nicht mehr, wie er danach in das Café seines damaligen Freundes in Bahnhofsnähe gekommen sei. T. erinnerte sich fast nur an seine Drogen- und Spielsucht.

Weil der 31-Jährige angab, sich an kaum etwas erinnern zu können, las der Vorsitzende Richter Eike Schmidt die Protokolle seiner drei Vernehmungen vor.

Vernehmungsprotokolle wesentlich konkreter
Demnach war T. am 20. April gegen 19 Uhr in einem Bordell, bezahlte 80 Euro für die Dienste einer Frau und vereinbarte mit einer zweiten Dame weitere Liebesdienste für 120 Euro. Nach der Inanspruchnahme der zweiten Dienste habe er festgestellt, dass sein Geld aus seiner Hemdtasche verschwunden war. Er rief seinen damaligen Freund im besagten Café an, der ihm das Geld bringen sollte.
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Während er sich anzog, hätten fünf bewaffnete Männer das Zimmer betreten. Einer habe ihm unvermittelt mit einem Teleskopschlagstock auf den Kopf geschlagen, andere schlugen mit Fäusten zu und traten auf T. ein. Danach hätten sie ihn in einen küchenähnlichen Bereich getrieben und weiter malträtiert. Sie forderten 500 Euro für die durch die Prügelei entstandenen Schäden und um die zweite Prostituierte bezahlen zu können.

Mutmaßliche Entführung in ein Café
Mit vier Männern habe er dann in einer großen Limousine zu dem Café seines Freundes fahren müssen. Der derweil angerufene Vater habe diesem Geld gegeben – vermutlich 350 Euro –, und der Freund habe es an die Männer gegeben. Er habe diese erkannt: Mitglieder der United Tribuns.
Mutmaßliche Schläger identifiziert.

Bei der zweiten Vernehmung beschuldigte T. den angeklagten Servet U. Im Polizeiprotokoll steht, T. wisse genau, dass es U. war, der mit dem Schlagstock zugeschlagen hatte. Die Nase habe ihm der Angeklagte A. gebrochen. U. habe auch im Auto auf der Fahrt zum Café gesessen. Den Fahrer habe T. nicht gekannt, auch nicht die beiden Mitfahrer, die ihn auf der Rückbank in die Mitte genommen hatten, während einer zur Einschüchterung einen Elektroschocker eingeschaltet habe. Die Männer auf der Rückbank würde er wiedererkennen, steht im Protokoll.

Selbst nach Verlesung der drei Vernehmungsprotokolle kamen die Erinnerungen des 31-Jährigen nicht zurück. Mehrfach wiederholte der Zeuge, sich an kaum etwas erinnern zu können. Womöglich habe er damals sogar etwas dazu erfunden, womöglich sei er durch die Drogen verwirrt gewesen, womöglich habe er manches falsch interpretiert. Fast alle Details zu seinem eigenen Fall kenne er lediglich aus der NOZ.

Vater alarmierte Polizei
Auch der Vater des 31-Jährigen sagte am Dienstag aus. Er hatte seinem Sohn damals Geld gebracht. Nachdem der Sohn ihn am Telefon um Geld angebettelt habe, fuhr er zum besagten Café, sah seinen verletzten Sohn und fuhr zur Polizei. Diese eilte mit mehreren Streifenwagen dorthin und sprach mit Anwesenden. Danach übergab er dem Caféinhaber und Freund des Sohns 350 Euro, das dieser weitergeben sollte , um weiteren Ärger zu vermeiden. Mit seinem Sohn fuhr er dann nach Hause.

Dieser habe seinem Vater erzählt, er hätte das Geld für einen angerichteten Schaden an einem Auto begleichen müssen – allerdings hatte der Vater kein beschädigtes Auto entdecken können. Auch Vater mit Erinnerungslücken

Dem Vater fielen vor Gericht erst einige Dinge wieder ein, nachdem Richter Schmidt ihn aus Vernehmungsprotokollen zitiert hatte. Der Vater sagte, er erkenne im Saal lediglich einen Angeklagten, Mustata T. – und der sei damals nicht dabei gewesen.

Zwei Fälle zusammengelegt
Die 15. Strafkammer verhandelt zwei zusammengelegte Fälle. Im zweiten Fall geht es um eine mutmaßliche Schutzgelderpressung eines Osnabrücker Dachdeckers durch insgesamt sieben ehemalige Tribuns aus den Jahren 2014 und 2015. Da ein Angeklagter nicht auffindbar ist, verhandelt das Gericht inzwischen nur noch gegen sechs Personen. Die siebte erhält ein eigenes Verfahren.

Der dritte Zeuge war am Dienstag nicht erschienen. Der lokale Ableger der United Tribuns hatte sich im November 2014 in Osnabrück gegründet, gilt aber seit dem Sommer 2017 als aufgelöst.


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